Am 11.10.16 fand eine Informationsveranstaltung vom Syriac Cross e.V. im Hamburger Hafen Klub statt, an der hochrangige Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Religion teilnahmen, um sich für die Hilfe Bedürftiger in Syrien auszusprechen. Am darauffolgenden Tag fand die Veranstaltung in der Firma Ritz statt.
Ziel der Veranstaltungen war primär den Bekanntheitsgrad von Syriac Cross e.V. zu steigern und das Netzwerk zu erweitern.
Prof. Dr. Ingmar Grambow, Vorstandsvorsitzender der Ritz-Stiftung, betont in seiner Rede diesen Aspekt und ergänzt, dass ebenfalls Möglichkeiten wirtschaftlicher Zusammenarbeit vorgestellt werden und zudem die Rolle der Frau in der Region gestärkt werden soll.
Wie können diese Ziele erreicht werden? Laut Prof. Dr. Udo Steinbach sei Syrien ein Tummelplatz von Stellvertreterkriegen geworden und die Großmächte USA und Russland agieren unkoordiniert. Der Islamwissenschaftler und langjährige Leiter des Orient-Instituts ist der Auffassung, dass humanitäre Hilfe ein „Feigenblatt für das Nichtstun“ sei und diplomatische Verhandlungen nichts bringen würden, da Russland und Iran das Assad-Regime an der Macht halten wollen. Er prognostiziert, dass der Terror weiter andauern wird, solange das Assad-Regime an der Macht sei. Seine Forderung lautet: Hilfe aus dem Westen darf nicht zum Selbstzweck werden. Die Soft-Power Europas muss auch militärische Mittel in Betracht ziehen.
IGFM, Internationale Gesellschaft für Menschenrechte, stellt dagegen humanitäre Hilfe in den Fokus. Pastor Mathias Krüger, Sprecher IGFM, vergleicht die Anstrengung in Syrien zu helfen mit dem Kampf Davids gegen Goliath. Der Pastor in Henstedt-Ulzburg hat Kontakt zu geflohenen und zum Christentum konvertierten Menschen. Christen werden vom IS als Menschen zweiter Klasse angesehen, weshalb die Zurückgelassenen Unterstützung durch die IGFM benötigen. Bis dato hat die Gesellschaft 17 Hilfslieferungen an Behinderte, Kriegsopfer, Kranke, Frauen und Kinder in Krisengebieten verteilen können. Weiterhin erfahren Studenten ohne Abschluss Unterstützung in Form von Bildungsprogrammen. Für ehemalige IS-Sklavinnen gibt es Selbsthilfeprojekte, für die Nähmaschinen geliefert werden. Dadurch wird die Arbeit des Syriac Cross und dessen Gründung von Frauenzentren ergänzt.
Jens Kutscher vom Euro-Mediterran-Arabischen Länderverein betont, dass die Förderung von Frauen für den Aufbau des Landes von hoher Bedeutung sei. Der Kommunikationsleiter und Redakteur des Magazins „Mediterranes“ erwähnt in seiner Rede zwei weitere Schwerpunkte des EMA: die Unternehmerische Verantwortung mit fairen Löhnen und die Nachhaltigkeit von neuen Wirtschaftsprojekten. Ziel dessen ist die Bekämpfung von Fluchtursachen und die Herstellung von Kontakten möglicher Geschäftspartner in der Region.
Dr. Andreas Grambow, Mitglied der Geschäftsleitung der Firma Ritz und Moderator des Abends, hofft, dass Syriac Cross das Netzwerk der EMA für den Wiederaufbau in den zerstörten Gebieten nutzen kann.
Der syrisch-orthodoxe Erzbischof Mardins (Türkei) Seine Eminenz Saliba Özmen ist aus der Türkei zu Gast dagewesen, um die gegenwärtige Lage der geflüchteten Christen im Land zu schildern. In seiner Rede wird deutlich, dass er den kulturellen Untergang des Volkes der orientalischen Christen, der Suryoye, befürchtet. Ursachen dafür sind die Unterdrückung und die Vertreibung der Christen. Im Nachbarland Syrien gibt es noch acht aktive Klöster und 35 Kirchen, wobei ihre rechtliche Situation nicht geklärt ist. Syrien zählte vor Ausbruch des Krieges ca. 22 Millionen Einwohner, aktuell sind über die Hälfte auf der Flucht. Der Erzbischof Özmen macht vor allem auch auf die schlimme Situation der im Land verbliebenen Frauen aufmerksam. Sie würden vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen. Er äußert den Wunsch, Gesundheitsprogramme für sie einzurichten und Unterstützung im eigenen Land zu erfahren.
Welchen Schwierigkeiten man in der Praxis begegnet, um vor Ort Hilfe leisten zu können, stellt Rima Tüzün, Öffentlichkeitsarbeiterin des Syriac Cross Europa, in ihrem Vortrag vor. Sie erklärt, dass Hilfsgüter nur in kontrollierten Zonen verteilt werden dürfen und dass humanitäre Hilfe instrumentalisiert würde. Das hat zur Folge, dass Spendengelder und Güter auf Umwegen ins Land gebracht werden müssen. Dringend benötigte Waren wie Babymilch und Hygieneartikel können in Syrien nur zu sehr hohen Preisen erworben werden. Tüzün erklärt, dass jegliche Umstände in Kauf genommen werden, um Binnenflüchtlingen dort zu helfen, wo sonst keine Hilfe ankommt. Es wäre möglich, die 300.000 bis 500.000 Binnenflüchtlinge im Nordosten Syriens zu versorgen, aber auf ehemals vom IS beherrschten Flächen liegen weiterhin Minen. Anzumerken ist, dass Minenräumfahrzeuge nicht über die nordirakische-syrische Grenze passieren dürfen. Dennoch zeigen die Mitarbeiter des Syriac Cross Engagement und versorgen Hilfsbedürftige unabhängig von ihrer Religion. Im letzten Winter wurden Muslime, Yeziden und Christen mit Decken, warmer Kleidung und Heizöl versorgt. Auch in diesem Winter soll dies ein Projekt der Organisation werden. Neben dieser humanitären Unterstützung wird traumatisierten Kindern eine Maltherapie angeboten, in der sie Kriegstraumata verarbeiten können. Weiterhin werden Kindergärten eröffnet und Schulpakete verteilt, um die Kinder mit nötigen Utensilien auszustatten. Mittellose Familien bekommen finanzielle Unterstützung in Form von Mietzuschüssen, damit sie in den Häusern Geflüchteter unterkommen können. Die Öffentlichkeitsarbeiterin betont: „Wir hoffen, dass sich unser Netzwerk erweitert und wir viele neue Unterstützer finden. Die Firma Ritz und der Rotary Club Ahrensburg Schloss haben mit diesen Veranstaltungen einen großen Beitrag dazu geleistet.“
Syriac Cross wurde im Jahr 2013 in Syrien gegründet und hat nun den deutschen Ableger Syriac Cross e.V. gründen können. Auf der Homepage www.syriaccross.de können sich Interessierte über aktuelle Hilfsprojekte informieren. Dort wurde ein Spendenportal errichtet und es finden sich Ansprechpartner für die Kontaktaufnahme.